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Donnerstag, 14. März 2013

Aktueller Tipp: MYCE-Talk - Vorbilder an Hochschulen

Im Jahr 2013 startet die Veranstaltungsreihe MYCE-Talk mit sechs Veranstaltungen an verschiedenen Hochschulen in Deutschland. Geplant sind derzeit folgende Termine:

  • 23.04.2013 - TU Clausthal: „Energiewende: Quadratur des Kreises?“
  • 15.05.2013 - FH Frankfurt: „Was sind die Erfolgsfaktoren des 21. Jahrhunderts?“
  • 12.06.2013 - FH Aachen: „Hard skills vs. soft skills: Reicht Wissen zum Können?“
  • 24.10.2013 - Universität Magdeburg: „CSR: Pures Labelling oder echter Wert?“
  • 19.11.2013 - Hochschule Bonn-Rhein-Sieg: „Social Media: Stammtisch der Neuzeit oder echter Mehrwert?“
  • 03.12.2013 - Universität Konstanz: “Future Jobs: Woanders ist alles besser?“

Anke Fabian, MYCE-Talk
Im folgenden Interview mit den Begründern dieser Reihe, Anke Fabian und Stuart Cameron, erfahrt ihr mehr über die Hintergründe und Zielsetzungen dieser Events:

Frau Fabian, MYCE-Talk, was ist das?
Anke Fabian (AF): „Eine neue Gesprächsreihe, bei der wir – Stuart Cameron und ich – Fachmanager und Fachmanagerinnen in den direkten Austausch mit Studierenden bringen. Wir gehen in die Hochschulen, bieten spannende Themen, dazu passende führend tätige Personen, eine lebendige Fachdiskussion und im Anschluss bei einem kleinen Imbiss den unmittelbaren Zugang zu diesen ReferentINNen. Übrigens spricht sich der Name wie das Gemüse ´Mais` und heißt make your career effective.“ 
Stuart Cameron (SC): Bei unseren Veranstaltungen ist die Anzahl teilnehmender Unternehmen auf maximal fünf begrenzt – so viele Diskutanten haben wir auf dem Podium als Repräsentanten der Unternehmen. Diese Unternehmen können dazu mit Stand und Materialien sich präsentieren sowie auch weitere KollegINNen mitbringen für die nachgelagerten direkten persönlichen Gespräche.
Was versprechen Sie sich denn von diesem neuen Ansatz?
AF: „Aus Sicht der Studierenden Zugang zu Personen, denen sie während ihres Studiums so nicht begegnen würden, denn die ReferentINNen sind bereits in Führungspositionen und vermitteln bei der ersten Vorstellungsrunde einen Eindruck, wie ein Berufsweg sich entwickeln kann. Die ReferentINNen haben bereits einen interessanten Werdegang hinter sich. Unser Ziel für die Studierenden ist, ein Gefühl auszulösen wie „das oder so möchte ich auch einmal werden.“ Außerdem arbeiten wir im Diversity-Ansatz und achten bei der Besetzung der Podien auch auf Geschlechter- und Altersdurchmischung.
Aus Sicht der Hochschulen erleben wir übrigens ein sehr hohes Interesse, das wir derzeit noch gar nicht bedienen können.“
SC: „Ja, das ist wiederum abhängig von den Unternehmen, die fördern und denen wir diese Plattform nun erstmals anbieten im Rahmen Employer Branding. Wir bieten diese Reihe Unternehmen an, sich zu positionieren, das eigene Engagement damit zu unterstreichen und der Vorteil, ohne viel Konkurrenz an den potentiellen Nachwuchs heranzukommen liegt wohl auf der Hand. In diesem Jahr beginnen wir mit den ersten sechs Veranstaltungen an sechs verschiedenen Hochschulen. Jede Veranstaltung hat ein eigenes Thema. Fördernden Unternehmen bieten wir u.a. jeweils einen Platz auf dem Podium und im Nachgang bei einem Imbiss die Chance für unmittelbare Gespräche. 
Woher nehmen Sie die Überzeugung, dass dieses Format bei Studierenden wie Unternehmen gleichermaßen ankommt? Die haben doch sehr unterschiedliche Bedürfnisse.
SC (lacht): „Ein bisschen Risiko ist bei etwas Neuem immer dabei. Aber die Wahrscheinlichkeit, dass wir vor einer positiven Entwicklung stehen, ist recht hoch: Erstens bündeln sich bei uns beiden zwei Erfahrungsbereiche. Ich mache seit Jahren Hochschul-messen und damit kenne ich natürlich viele Unternehmen und deren Wünsche nach zukünftigen Fach- und Führungsleuten. Frau Fabian kommt aus der Kommunikations-beratung und hat seit fast sieben Jahren eine eigene Wirtschaftsgesprächsreihe, also eine Art Talk-Show, die in IHKs läuft. Wäre beides nicht erfolgreich, wäre beides nicht mehr am Markt. Zweitens hören wir ja die Kommentare der Unternehmen und die loben durchgängig das Format und den Ansatz.“
AF: „Die Erfahrung selbst nützt dennoch nur bedingt, wenn wir ehrlich sind. Noch warten einige Firmen ab, wir müssen uns schon noch beweisen. Aber wir sind tatsächlich sehr zuversichtlich, sonst würden wir so viel Engagement nicht aufwenden. Es ist schon das Format selbst, dass auf Interesse stößt bei den Unternehmen i.S. „endlich mal was anderes“. Wir freuen uns über die ersten klangvollen Namen wie beispielsweise IBM, Weidmüller, Generali oder auch örtlich namhafte Unternehmen wie in Clausthal die Harzwasserwerke, in Aachen die FEV, die uns aus der Theorie heraus in die Praxis begleiten.  Auch Sie sind ja mit im Boot: Die Führungskräfte unterstützen uns mit je einem Vortrag zum ´ersten Arbeitsvertrag` vor der Fachdiskussion. Das sehen wir als eine Art Bonbon für die Studentenschaft, der Speck, der die Mäuse lockt. Der Imbiss gehört auch dazu. Wenn es was zu essen gibt und es das alles umsonst gibt, ist das sicherlich ein nicht zu unterschätzender Anreiz zu kommen. Dazu geben uns die Reaktionen der Unternehmen das Gefühl,  den von Ihnen erfragten Spagat mit unserer Angebotsmischung gut bewältigen zu können.“
Wo sind Sie denn in diesem Jahr und wie geht es weiter?
AF: Wir beginnen an der TU Clausthal am 23.04. mit einem harten Energiewendethema. Es folgen die FH Aachen, FH Frankfurt und im Wintersemester die Uni Magdeburg, Hochschule Bonn Rhein-Sieg sowie die Uni Konstanz. Die Podien sind großartig besetzt. Seitens der Hochschule wird jeweils von höchster Stelle begrüßt. Details können Sie auf der www.myce-talk.de nachsehen.Noch ist es eine Art Microsite, hier wird es ebenfalls ein Wachstum mit der Zeit geben. Unternehmenslogos werden verlinkt, Medienpartnerschaften haben wir bereits mit dem Studentenpiloten und business-on, einem regionalen Wirtschaftsportal in zwanzig Städten, um auch auf diese Weise beiden Zielgruppen gerecht zu werden. Wir sind mit einem großen Medienanbieter im Gespräch, wir werden peu à peu in on- wie offline Medien präsent sein.  
SC:  „In 2014 werden wir bereits spezifischer mit je 4 MYCE-IT-Talks, 4 MYCE-Energy-Talks und 3 MYCE-CSR.-Talks. Das ist bereits jetzt unsere unmittelbare Reaktion auf Unternehmenswünsche. Nun heißt es aber zunächst, die ersten Abende gut durchzuführen.“
Bitte noch ganz kurz antworten: Wie sind Sie überhaupt auf diese Idee gekommen? 
AF: Das Thema Fachkräftemangel kann gar nicht genug Initiativen aufweisen. Ich sage auch gerne „Eine Idee zu haben ist einfach. Eine Idee erfolgreich umzusetzen ist einfach gut.“
Vielen Dank für das Interview und viele Besucher für Ihre Veranstaltungen!

Mehr Informationen auf der Website zum MYCE-Talk: www.myce-talk.de

Dienstag, 16. August 2011

Auslandsaufenthalt in China - Teil 3: Sebastian Stagl

(Gastbeitrag: Sebastian Stagl)
Foto © Sebastian Stagl
Nun bin ich schon seit fünf Monaten hier. Im Land der Mitte, wie die wörtliche Übersetzung beschreibt. Mittendrin in dieser anderen, fremden Kultur. Mittendrin in den Wirren dieser anderen, zunächst unverständlich erscheinenden Sprache. Mittendrin in einem ganz anderen Leben.

Ich bin übrigens Sebastian Stagl. In Wien geboren und in Österreich aufgewachsen. Im Zuge meines Studiums habe ich mich nun mit meinen 22 Jahren (23, wenn man chinesisch zählt…) auf den Weg rund um den Globus gemacht um hier in China ein Praktikum zu absolvieren.

Als ich am 17. Februar 2011 die monglisch-chinesische Grenze im Zug überquert habe, habe ich gerade noch die letzten Feuerwerke des ausklingenden Frühlingsfest in der Ferne sehen können. Als mich die Sonnenstrahlen in der Früh des nächsten Tages wieder geweckt haben, war ich dann plötzlich wirklich da. In dem Land, in dem ich die nächsten sieben Monate verbringen sollte. Hätte ich nicht gewusst, wo ich bin, hätte ich es an den geschwungenen Dächern, dem vielen Rot und den überall im Wind dahintänzelnden Laternen erraten können. Oder kurze Zeit später an der Großen Mauer, die sich ein paar wenige Kilometer vor meinem ersten Ziel, Peking, plötzlich gezeigt hat.

Nach zehn Tagen in Peking machte ich mich schließlich auf den Weg um „nach Hause“ nach Qingdao zu fahren. So fragwürdig es auch scheint, irgendwohin „nach Hause“ zu fahren, obwohl man noch nie dort war, war es genau das, was ich gefühlt habe. Denn es hat jemand auf mich gewartet – meine chinesische Gastfamilie. Wie sich später herausstellen sollte, war diese eine von zwei Familien, bei denen ich während meines Aufenthaltes wohnen sollte. Bei zwei Familien zu wohnen eröffnete mir einen weiteren, ziemlich beeindruckenden Einblick in das China, das man zurzeit vorfinden kann. Vom lauten, lebhaften China, in dem man das Duschwasser auffängt um damit die Toilette zu spülen, bin ich nach zweieinhalb Monaten in das verschwenderische, protzig angeberische China mit vierstöckigen Villen am Strand gezogen. Nicht ich sondern der Zufall war es, der dies so wollte. Dank diesem hab ich nun ein für mich sehr vollständiges Bild bekommen, dass Aufschluss über viele Dinge gibt und so manches erklärt, das man durch bloßes Zeitunglesen nicht vesteht.

Doch beide Leben haben etwas gemeinsam. Und zwar, dass sie zu einem großen Teil auf der Straße stattfinden. Seien es die zahlreichen kleinen Obst- und Gemüsestände, ausgelagerten Restaurants und euforischen Händler oder die vertieften Taiji-Boxer, sportelnden Pensionisten und der singende Chor. Die Straßen Chinas sind nie leer. Diese Aktivitäten finden dann entweder ganz früh morgens, wenn ein europäischer Durchschnittsstudent von einer durchfeierten Nacht heim kommt, oder abends, wenn die Nacht schon eingesetzt hat, statt. Denn eines versuchen die Chinesen zu meiden – die Sonne. Weiß sollte man sein um zu zeigen, dass man es nicht nötig hat, einer Tätigkeit im Freien nachgehen zu müssen. Deshalb habe ich auch kaum einen Sommertag verbracht ohne dem Schirm eines sonnenscheuen Mädchens ausweichen zu müssen.

Neben dem Sonnenschirm gibt es übrigens noch einige weitere Kuriositäten, denen man im täglichen Umgang mit Chinesen nicht entkommt. Da wäre zum einen der obligatorische Nagelzwicker am Hosenbund der Männer, den man(n) dann am besten immer und überall – sei es im Bus, in der Schlange zum Ticketschalter oder im Büro – auspackt und seine Umwelt „beglückt“. Zum anderen wird man keinen Tag verbringen ohne einen Chinesen in der typischen Hockstellung zu erblicken. Die Sitzposition scheint von Geburt an fleißig trainiert zu werden um so manche Alltagssituationen, wie zum Beispiel den Toilettenbesuch (im Prinzip ein Loch im Boden) oder das Warten auf den nächsten Bus (natürlich in Hockstellung), so komfortabel wie möglich zu gestalten.

Ein äußerst interessanter Moment meiner „chinese experience“ war als ich mit der chinesischen Medizin in Berührung gekommen bin. Seit Jahrtausenden praktiziert, findet die traditionelle Medizin noch immer regen Anklang in der Bevölkerung. Um dies zu testen, haben sich ein paar Ausländer und ich auf den Weg zur Feuermassage gemacht. Kurze Zeit nach Ankunft stand mein Rücken auch schon in Flammen um die bösen Energien und Schadstoffe aus meinem Körper zu vertreiben. Das Ganze wurde anschließend mit dem sehr, sehr leckeren und typisch chinesischen Hotpot – dem Feuer von innen – abgerundet.

Sehr lustige und aufschlussreiche Momente hatte ich auch im Bus, denn die tägliche, einstündige Fahrt in die Arbeit allein liefert das nötige Material um eine ganze Verhaltensstudie durchzuführen. Anfangs musste ich damit kämpfen, keine Komplexe zu bekommen, denn selbst wenn ich der erste im Bus war, war der Platz neben mir immer (und damit meine ich immer) der letzte, der besetzt wurde. Warum? Weil Ausländer stinken. Das war die Antwort, die mir meine chinesischen Freunde ganz nüchtern als Erklärung gaben. Ausländer stinken also. Und Ausländer sind außerdem eklig, weil sie ein benutztes Taschentuch wieder in die Hosentasche stecken. Der Körper signalisiert doch eindeutig, dass er das Nasenmonster ausscheiden möchte und nicht wieder zurück haben möchte. Und genau aus diesem Grund rotzen und spuken die Chinesen immer und überall. Das ist für mich hie und da schon mal zu einem Art Tanz ausgeartet, als ich eigentlich nur vorhatte, gemütlich spazieren zu gehen.

Zwischen all diesen erheiternden Alltagssituationen, gab es auch noch das Praktikum, das mir den nötigen Rahmen für mein Vorhaben, die chinesische Kultur kennen zu lernen und meine Sprachkenntnise zu vertiefen, bot. Dass ich dabei nochmal ein ganz anderes China kennen lernen durfte, war mir nicht von Anfang an klar, aber verstanden habe ich es ziemlich bald. Als Praktikant im Human Resource Department eines chinesischen Staatsbetriebes bestand mein Job darin, dem Unternehmen bei der Internationalisierung zu helfen und ausländische Mitarbeiter und andere Praktikanten einzustellen.

Die täglich wechselnden Teppiche in den Aufzügen lieferten unter anderem das nötige Umfeld um die Möglichkeiten kennen zu lernen, die ein Staatsbetrieb in diesem Land hat, und einen Einblick in die Arbeitswelt zu bekommen. Nicht nur durch die ganz typischen Business Dinner, bei denen man unbeschreiblich viele Regeln zu beachten hat, konnte ich enorm viel lernen, sondern durch die alltäglichen Situationen in der Zusammenarbeit mit Chinesen. Da die Arbeit in China einen richtig großen Stellenwert hat, wird der Job allem anderen voran gestellt. Aus diesem Grund sind meine Kollegen immer schon im Büro wenn ich um 8 Uhr morgens komme und bleiben hier wenn ich um 17.30 Uhr gehe. Und in der anderthalbstündigen Mittagspause wird nach einem im Rekordtempo eingenommen Mittagessen geschlafen um diesem ganzen Gesellschaftsdruck auch standzuhalten. Einfach den Kopf auf den Schreibtisch und die Welt um sich herum ausschalten. Bis heute habe ich es nicht auch nur einen Tag geschafft, ihnen das nachzumachen sondern nutze diese Zeit lieber um draußen spazieren zu gehen. Denn viel Sonne bekommt man im 15-Mann-Büro nicht. Hier bevorzugt man geschlossene Jalousien und künstliches Licht.

Einer der interessantesten Momente in dem Firmenwolkenkratzer war definitiv die offizielle Feier zum 90. Geburtstag der Kommunistischen Partei Chinas. Ist man Chinese und Mitarbeiter dieses Staatsbetriebes, ist man mit größtmöglicher Wahrscheinlichkeit auch Mitglied der Partei und somit natürlich bei der Geburtstagsparty mit dabei. Obwohl ich kein Parteimitglied bin, bekam ich die Ehre Augenzeuge dieses Festes zu werden. Abgesehen davon, dass ich durch die bloße Anteilnahme sehr viel über den (chinesischen) Kommunismus lernen konnte, bekam ich außerdem enorm viel Aufschluss darüber, warum Dinge in China so laufen, wie sie laufen.

Und weil in China die Dinge so anders laufen, gibt es trotz der Tatsche, dass ich ein relativ anspruchsloser, offener Mensch bin, ein paar Kleinigkeiten, die ich aus der Heimat vermisse. Allem voran das Frühstück. Die Nudelsuppe, Meeresfrüchte und der salzige Fisch, den ich bei meiner Familie morgens bekomme, hängt mir nach der ganzen Zeit schon zum Hals heraus. Die Sehnsucht nach Butter, Marmelade, Honig & Co. ist riesengroß.

Und manchmal habe ich neben der morgendlichen Nudelsuppe auch die chinesische Mentalität richtig satt. Nach ein paar Monaten, habe ich erfahren, dass es nicht nur mir so geht. Unter Ausländern in China wird dieser Moment auch oft als „China Blues“ bezeichnet. Wenn man zwei westliche Kulturen gegenüber stellt, kann man trotz vieler Unterschiede Gemeinsamkeiten erkennen. Die chinesische Kultur ist aber mit der unseren kaum zu vergleichen. Daher kann es schon mal dazu kommen, dass ich mir nichts sehnlicher wünsche als mich kurz von hier wegzubeamen. Zum Beispiel, wenn die Chinesen nicht aufhören mich anzustarren, mit dem Finger auf mich zu zeigen und laut „lao wai“ (dt: Ausländer) zu rufen. Aber irgendwie gehört dies auch schon dazu…

Was ich am Anfang über China dachte, denke ich auch jetzt noch. Nur sehe ich alles aus einer anderen Perspektive. War ich anfangs mittendrin in einer andern, fremden Kultur, weiß ich nun auch von außen betrachtet, dass China wirklich das Land der Mitte ist (so wie auf den Landkarten hier). China befindet sich in der Mitte zwischen Vergangenheit und Zukunft, zwischen Tradition und Moderne und zwischen Starre und Veränderung. Aber vor allem befindet es sich nun auch in der Mitte meines Herzens.

Spätestens in Xi’an, als ich im Sonnentuntergang mit dem Fahrrad über die Stadtmauer gefahren bin, hat es diesen Platz eingenommen.

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Dienstag, 9. August 2011

Auslandsaufenthalt in China - Teil 2: Sabine May

(Gastbeitrag: Sabine May)
Foto © Sabine May
Mein Name ist Sabine May, ich bin 25 Jahre alt und studiere an der LMU in München die Fächer Sinologie, Betriebswirtschaftslehre und Interkulturelle Kommunikation. Im Rahmen meines Sinologie-Studiums lerne ich natürlich auch Chinesisch. Da Chinesisch zu lernen nicht gerade ein Zuckerschlecken ist, muss man diese Sprache wirklich vor Ort hören, sprechen und verstehen lernen, alles andere ist aussichtslos. So entschloss ich mich im Frühjahr 2010 dafür, ein halbes Jahr Praxis-Erfahrung zu sammeln und packte meine Sachen, um ein Praktikum in Qingdao zu machen. 

Als ich meinen Aufenthalt plante, fand in meiner Universität ein Vortrag statt über das Thema „Praktika in China“. Der referierende Experte gründete 2006 seine eigene Agentur, welche Praktika, Sprachunterricht und Unterkunft in Qingdao und Zhuhai an Studierende aus Europa, Nordamerika und Australien vermittelt.

Eigenhändig Praktikumsstellen in China zu finden erweist sich oft als schwierig, kompliziert und unmöglich, da das Konzept „Praktikum“ den meisten chinesischen Managern unbekannt ist. Zudem bietet die Agentur auch Unterstützung, wenn es zu Problemen kommt. Die langwierigen Formalitäten zum Erhalt eines entsprechenden Visa, die Unsicherheit allein in eine völlig fremde Kultur zu kommen, usw. sind Schwierigkeiten, die diesem Vorhaben oft im Wege stehen.

Besonders gereizt hat mich auch der Aufenthalt in einer chinesischen Gastfamilie. Ein Leben „auf chinesisch“, das hat mich letztendlich davon überzeugt, dass Qingdao die richtige Wahl für mich ist. Und es war tatsächlich so!

Bei einer Gastfamilie zu wohnen ist zum einen eine große Herausforderung, zum anderen auch eine riesige Bereicherung. Natürlich war es anfangs für mich nicht leicht, in einem zunächst fremden Haushalt „mit zu leben“, Rücksicht zu nehmen, und sich gleichzeitig ständig Mühe zu geben, immer offen, freundlich, probierfreudig und unterhaltsam zu sein. Gerade weil meine Familie auch ausschließlich Chinesisch sprach, war die erste Phase durchaus anstrengend für mich. Dennoch habe ich meine jungen Gasteltern, meine einjährige Gastschwester und meine Großeltern, die im selben Wohnblock einige Stockwerke höher lebten, innerhalb kürzester Zeit sehr lieb gewonnen, und das Zusammenleben funktionierte wunderbar.

Nach unvergesslichen sieben Monaten, hat es mich prompt wieder hierher gezogen: Gleich nach dem Wintersemester in München habe ich zum zweiten Mal meine Koffer gepackt und bin für weitere 5 Monate zurück nach Qingdao gekommen. Diesmal wohne ich jedoch mit meinem Freund, nicht mit einer Familie.

Man mag sich vielleicht fragen: Warum wieder Qingdao? Ist das nicht langweilig? Willst du nicht auch mal was Neues sehen? Ja, klar, ich bin letztes Jahr viel in China gereist. Ich habe viele Orte gesehen und war begeistert. Aber ich liebe Qingdao!

Qingdao ist eine Küstenstadt. Das hat natürlich positive Auswirkungen auf die Lebensqualität. Im Gegensatz zu anderen Millionenstädten wie Peking oder Shanghai ist das Klima hier angenehm mild, Smog und Luftverschmutzung halten sich in Grenzen, es gibt einige breite Sandstrände und die Atmosphäre ist entspannt. Nicht umsonst wurde Qingdao 2009 zu der „lebenswertesten Stadt Chinas“ gewählt.

Die Deutschen haben hier bereits vor über hundert Jahren ihre Spuren hinterlassen, als sie das Gebiet Qingdao (damals nur ein kleines Fischerdörfchen) als Kolonie beanspruchten (von 1898 bis 1914) und die erste Brauerei Chinas eröffneten (1903). Noch heute erzeugen die erhalten gebliebenen deutschen Gebäude in Qingdao einen interessanten und spannenden Kontrast mit der chinesischen Architektur, und das weltweit bekannteste chinesische Bier mit deutschen Wurzeln wird hier in jedem Restaurant, frisch vom Fass, genossen.

Qingdao ist alles: moderne Millionenmetropole, charmante Kleinstadt und Ferienort. Sonntags treffen wir uns - Praktikanten, Freunde, Kollegen, ein bunter Mix aus Chinesen und Ausländern - regelmäßig zum Beach Volleyball am größten Sandstrand Qingdaos, Shi Lao Ren. Jeder von uns genießt diesen Tag Kurzurlaub in der sonst recht stressigen Arbeitswoche.

Auch sonst kann man hier einiges unternehmen: Ausflüge in das nahegelegene Berggebiet Laoshan zum Wandern und Klettern, Sightseeing (die deutschen Gebäude der Altstadt sind besonders sehenswert) oder Shopping im Jimolu, der größte „Fakemarket“ , den Qingdao zu bieten hat. Wer hier nicht verhandelt, zahlt mindestens den dreifachen Preis! Das Nachtleben lässt sich wohl ganz treffend mit „klein, aber fein“ zusammenfassen. Es gibt eine ganz gute Auswahl an Bars und Clubs, wo man die Nächte der Wochenenden verbringen kann. Man lernt ganz schnell nette Leute kennen, da jeder sehr offen ist. Nicht selten passiert es auch, dass man mit einer großen Gruppe auch bis zu später Stunde im Lieblings- Street-BBQ Restaurant hängenbleibt.

Manch einer mag sich fragen, was ist denn eigentlich so anders in China? Was sind denn die größten Unterschiede?

Die chinesische Kultur ist ganz anders. Werte unterscheiden sich, Denkweisen, Verhaltensmuster, Kommunikation, Sprache, Essen, Beziehungen, ... Es ist wahrscheinlich einfacher die Gemeinsamkeiten aufzuzählen, als die Unterschiede. Unterschiede in der Kultur spiegeln sich im gesamten Leben wider. Offensichtlich ist der Unterschied in der Sprache, klar. Doch spannender zu betrachten sind vielmehr die kleinen Dinge des Alltags.

Essen: Ich bin wirklich nicht zimperlich, was das Kosten fremder Gerichte angeht, und ich liebe das Qingdaoer BBQ. Fleisch, Fisch und Gemüse wird auf kleine Spieße gesteckt und auf dem Grill, lecker gewürzt, knusprig gebraten. Was ich nicht mag sind Schweinefett- oder Knorpelspieße, halbe Hühnerköpfe und Hühnerkrallen. Aber man muss ja auch nicht alles mögen!

Straßenverkehr: Manchmal vermisse ich tatsächlich die deutsche Ordnung. Wenn man im Bus feststeckt, weil einfach nichts mehr vor und zurück geht, da die nächste Kreuzung von sich gegenseitig behindernden Autos blockiert wird, kostet mich das schon immer Nerven. Da sind Verkehrregeln schon etwas Schönes!

Bus fahren: Eine alltägliche Herausforderung. Da es in Qingdao (noch) keine U-Bahn gibt, ist hier ein jeder auf die Busse angewiesen. Busse fahren nahezu überall hin, das Netz ist wirklich gut ausgebaut. Die Fahrt an sich ist allerdings oft nur schwer erträglich. Man mag es kaum glauben, wie viele Chinesen in einen normalen Linienbus passen... Ebenso wenig sollte man annehmen, dass Busfahrer aufgrund von „Überladung“ vorsichtiger und langsamer fahren würden. Sicher nicht.
Mein schlimmstes Erlebnis war eine sechs(!)stündige Linien(!)busfahrt ohne Möglichkeit zum Aufstehen, Aussteigen oder Pause machen, bei sinnflutartigem Regen und Stau. Schrecklich.

Mode: Wenn man allein die Anzahl der Bekleidungsgeschäfte betrachtet, muss man denken, Mode spielt eine sehr wichtige Rolle im Leben der modernen Chinesin. Es gibt unendlich viele. Von kleinen Ständchen auf dem Nightmarket bis zu Filialen der berühmten Luxusmarken gibt es hier einfach alles. Interessant ist aber vor allem, wie die Frauen (und Männer) hier dieses Potenzial nutzen. Glitzerndes Abendtäschchen zur Jogginghose, knöchelhohe Seidenstrümpfe in offenen Sandalen zum Rüschchenkleid, Muster und Farben werden wild kombiniert, ob es passt oder nicht. Generell sind Perlen, Glitzersteinchen oder –Aufdruck, sowie Rüschen im Design für den chinesischen Geschmack obligatorisch. Aber hier und da findet man auch wirklich schöne Sachen, sodass Shopping, nicht nur wegen der billigen Preise, eine große Versuchung darstellt.

Baden am Strand: Wie man vielleicht schon gehört hat, sind Chinesinnen etwas sonnenscheu. Deswegen ist es auch am Strand üblich, lange Bekleidung zu tragen oder in schwarzen Feinstrumpfhosen durch den Sand zu schlendern. Es ist auch absolut nicht selbstverständlich, dass man Schwimmen kann. Die meisten Mädchen haben schwimmen nie gelernt. Nicht selten sieht man sogar Gruppen junger Männer, ausgerüstet mit gelben Schwimmflügeln, zum Schwimmkurs im Gänsemarsch ins Meer waten.

Dies sind nur einige kuriose Bilder, die ich in meinem Leben in China mehr oder weniger verwundert wahrnehme. Die chinesische Kultur kann man damit natürlich nicht beschreiben.
Ganz persönlich wirken sich die Unterschiede zwischen China und Zuhause auf mich im alltäglichen Leben aus, wobei vieles mit finanziellen Aspekten verbunden ist. Ich kann jederzeit ein Taxi nehmen, wenn ich zu spät für den Bus bin; ich brauche nicht oft zu kochen, da Restaurantbesuche gut und günstig sind, kann regelmäßig zur Maniküre gehen usw.

Die Chinesen sind sehr gastfreundlich, auch zu uns Ausländern: viele wollen Fotos machen, man wird auf das ein oder andere Freundschafts-Bier an den Nachbartisch eingeladen, die Leute freuen sich wenn sie etwas von einem erfahren und sind umso interessierter, wenn man tatsächlich ihre Sprache spricht.

Die Menschen sind es auch, die meinen Aufenthalt in diesem Land besonders bereichert haben. Freunde, die Eltern von Freunden, Restaurantbesitzer, Kungfu- und Chinesischlehrer, Firmenmanager, Taxifahrer und sogar Polizisten, nette Leute findet man hier einfach überall. Mit ihnen erlebt man die lustigsten Augenblicke, man hat die ernstesten Gespräche und die tiefsten Eindrücke in das echte China.

China ist ein sehr vielseitiges Land, deswegen versuche ich soviel wie es mir möglich ist zu reisen. Ich denke man muss unbedingt die „Standards“ wie Peking, Xi’an und Shanghai sehen. Hier gilt es, sich ein paar mehr Tage zu gönnen, um auch Orte, die über die normalen Touristenattraktionen hinausgehen, zu besuchen.

Ein Geheimtipp, und eine völlig andere Seite Chinas ist die Region Xishuangbanna im Süden der Provinz Yunnan. Entlang des Mekongs, nahe an der Grenze zu Laos und Vietnam, gibt es zahlreiche Dörfchen mit südostasiatischem Flair. Man kann Dschungeltouren unternehmen, den Fluss entlang Fahrradfahren und köstliche Südfrüchte genießen.

Meine besten Erlebnisse in China waren Überraschungen. Wenn man keine hohen Erwartungen hat, sondern einfach ganz frei Dinge auf sich zukommen lässt, kann man hier unglaublich Schönes, Spannendes und Tolles erleben. Der Blick von der Pagode über den Westsee in Hangzhou bei Nacht war atemberaubend. Ein Tag auf dem Fahrrad durch die Hutongs von Beijing war einer meiner besten Tage in China.

Nächste Woche mache ich mich zusammen mit meinem Freund und einem englischen Mitpraktikanten wieder auf die Reise. Diesmal geht es über Shanghai nach Hunan, in die Region Zhangjiajie (bekannt aus dem Film „Avatar“ als „Pandora“), dann auf dem Yangze vorbei an dem Drei-Schluchten-Staudamm zu einer der größten Städte der Welt: Chongqing (über 30 Mio. Einwohner!!). Dann geht es weiter nach Chengdu, eine Stadt in Sichuan, berühmt für Pandabären und höllisch scharfes Essen. Ich freue mich schon!

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Dienstag, 1. März 2011

Leben und Arbeiten in Neuseeland: Meike Günther

Leben und Arbeiten in einem fremden Land, Erfahrungen in fremden Kulturen sammeln, neue Horizonte entdecken - das ist für viele Studenten und Absolventen ein Traum. Angebote für Work & Travel stellen wir auf Studentenpilot.de bereits vor. Heute möchten wir euch Erfahrungen aus "erster Hand" präsentieren - in Form eines Interviews mit Meike Günther, die jetzt seit knapp drei Jahren in Neuseeland lebt und arbeitet.


Frau Günther, bitte stellen Sie sich unseren Lesern kurz vor:
Ich bin Meike, 30 Jahre, aus Deutschland und lebe nun seit fast drei Jahren in Neuseeland. Ich bin als Backpackerin mit dem Work & Travel Visum im Januar 2008 eingereist und habe nach 6-monatigem "die Seele baumeln lassen" einen festen Job in der Nähe von Christchurch auf der Südinsel bekommen, der mir nun erlaubt, in diesem schönen Land zu leben. Ich hatte schon ein abgeschlossenes Studium und zwei Jahre Berufserfahrung, als ich mich für das Jahr im Ausland entschieden und alle Zelte in Deutschland abgebrochen habe. Mein Risiko wurde belohnt und nun arbeite ich seit zwei Jahren als wissenschaftliche Mitarbeiterin an einer neuseeländischen Universität. Auch wenn ich einen festen Job und Wohnsitz in Neuseeland habe, so nutze ich jede freie Minute, um das Land zu bereisen. Es sieht immer wieder anders aus, zu jeder Tageszeit und zu jeder Jahrezeit. Eine Endlos-Kinofilm, wenn man so will.

Warum sind Sie nach Neuseeland gegangen?
Ich wollte ein "Abenteuer" erleben und bevor ich irgendwann zu alt für das "Work & Travel Visum" bin, habe ich mich Mitte 2007 entschieden, dass jetzt die richtige Zeit ist, dieses Abenteuer in Angriff zu nehmen und habe mit der Planung begonnen. Das Work & Travel Visum für Neuseeland kann jeder Deutsche Staatsbürger beantragen, es gilt einmalig für 12 Monate und ist ein offenes Arbeitsvisum für Neuseeland. Man kann es bis zum 30ten Lebensjahr beantragen.

Wie kommt es, dass Sie in Neuseeland geblieben sind?
Wegen der Liebe (habe meinen Freund im August 2008 hier kennengelernt) und wegen eines guten (unbefristeten) Jobs, den ich hier gefunden habe. Ich habe gesehen, dass Neuseeland gute Chancen für mich bereithält im Hinblick auf meine persönliche und berufliche Weiterbildung. Für mich ist die berufliche Entwicklung hier sogar besser als in Deutschland, wo ich mich nach meinem Studium mit Praktika und befristeten Verträgen zufrieden geben musste.

Wollen Sie für immer in Neuseeland bleiben?
Das kann ich nicht genau sagen. Solange es sich gut und richtig anfühlt, werde ich in Neuseeland bleiben. Ich habe seit April die Permanent Residency (= uneingeschränkte Arbeits- und Aufenthaltserlaubnis), die es mir erlaubt‚ "für immer" in Neuseeland zu bleiben. Ich muss aber mindestens einmal im Jahr meine Familie sehen, entweder in Deutschland oder in Neuseeland, eben was für’s Herz.

Was ist für Sie das Besondere an Neuseeland?
Die schöne Natur und die Vielseitigkeit des Landes machen für mich das Besondere aus. Insbesondere die Vielseitigkeit bringt ungeheure Freiheit mit sich, zum Beispiel kann ich einfach so losfahren und im Zelt am See campen. Auch liebe ich die "nicht menschenüberfüllten" Plätze. Ich liebe es, dass ich in 20 Minuten an einem menschenleeren Strand bin (ohne Kurtaxe) oder in einer Stunde auf der Ski-Piste des Mount Hutts stehe. Von der Lebensart her mag ich das Gemächliche der Kiwis und mal "Fünfe gerade sein zu lassen"! Hier in Neuseeland wird auch viel und hart gearbeitet, aber eben mit viel weniger Druck. Bürozeiten sind von 8.30 – 16.30 Uhr und man hat viel mehr Zeit für sich und sein soziales Leben.

Was vermissen Sie aus Ihrer alten Heimat?
Freunde und Familie natürlich, besonders zu Weihnachten oder wenn irgendwelche Geburtstage, Hochzeiten und andere große Events anstehen. Ich vermisse vor allem auch das gute deutsche Brot und Lakritz. In den Wintermonaten vermisse ich besonders die Zentralheizung und Doppelverglasung - denn trotz der kalten Monate (Juni bis Ende August; zwischen -4 und 5 Grad) haben die Neuseeländer keine Zentralheizung in den Häusern, sondern umfunktionierte Klimaanlagen und Heizlüfter zum Wärmen. Ein unglaublicher Stromverbrauch. Auch muss ich mich an die "umgekehrten" Jahreszeiten noch gewöhnen, das heißt Narzissen blühen im Oktober und Sonnenblumen im Dezember. Insbesondere die Weihnachtszeit bei sommerlichen Temperaturen zu erleben, ist für mich immer noch komisch:Weihnachtsmänner am Strand und man muss bis 22 Uhr (Sonnenuntergang) warten, dass die Lichterketten angehen. Auch muss ich mich an das Essen gewöhnen, durch den englischen Einfluss gibt es morgens Baked Beans, Spaghetti auf Toast und Porridge (Haferschleim). Auch das Brot ist gewöhnunsgbedürftig, die haben hier kein festes, dunkles Brot wie wir in Deutschland, sondern nur helles Toastbrot. Es gibt auch Toastbrot mit "Körnern", das heisst dann aber auch "Bavaria Style". Auch muss ich mich an die Helmpflicht beim radfahren gewöhnen und ans Strafe zahlen, wenn man das mal vergisst. Andererseits ist es ja besser für die Sicherheit.

Was war Ihr schönstes Erlebnis bisher?
So richtig abenteuerlich war die Höhlentour in den Waitomo Caves. Ich habe vorher noch nie eine Höhlentour mitgemacht und die Waitomo Caves auf der Nordinsel locken mit verschiedensten Touren durch das Höhlensystem. Das Motto meiner Tour war "Quetsche Dich durch Höhlen" und so war es auch: Wir mussten uns durch die kleinsten Ritzen und Löcher quetschen, durch Wasser und Matsch krabbeln und an den ekelhafesten Höhlenspinnen vorbei. Sowas wäre aus sicherheitstechnischen Gründen in Deutschland niemals erlaubt. Das Highlight war eine Höhle voller Glühwürmchen, die wie ein riesiger Sternenhimmel aussahen.
Ein anderes Highlight für mich war mit den wilden Delphinen in der Curio Bay zu schwimmen. Ich war auf einem Rundtrip mit meiner Mutter und wir haben uns eine kleine Hütte am Strand gemietet. Von dem Bett aus konnten wir die Delphine in der Bucht schwimmen sehen und abends sind die Pinguine in ihre Nester vor unserem Fenster gewatschelt. Ich habe mich dann entschlossen, auf die Delphine zuzuschwimmen. Das war ein unbeschreibliches Gefühl auf einmal von vier Delphinen umrundet zu werden. Anderswo zahlt man für so ein Erlebnis unglaublich viel Geld.

Und Ihr schlimmstes Erlebnis?
Das schlimmste Erlebnis für mich war das 7.1 starke Erdbeben, das am 4 September um 4:35 Uhr morgens meine Region erschüttert hat. Lincoln ist nur 20 km vom Epizentrum entfernt. Ich habe um diese Zeit natürlich geschlafen und wusste überhaupt nicht, wie mir geschieht und mit was ich es in dem Moment zu tun hatte. Wir sind fluchtartig aus dem Haus gerannt und standen im Dunkeln bei Eiseskälte auf der Straße. Die Elektrizität ist ausgefallen und das Wasser war nicht mehr trinkbar. Wir haben dann das Auto aus der Garage geholt und saßen vier Stunden im Auto, um Radio zu hören, und mitzubekommen, was los ist und wie wir uns verhalten sollen. Zum Glück ist niemand ums Leben gekommen und nach einer Woche konnten wir wieder einkaufen und zur Arbeit. Aber bis heute ist Canterbury von mehr als 4.500 Nachbeben heimgesucht worden. Also, die Erde hat sich hier immer noch nicht beruhigt.

Welche Orte und Gegenden sollte ein Neuseeland-Reisender unbedingt besuchen?
Zu meinen Favoriten gehören unangefochten die Marlborouh Sounds mit seinen wundersschönen Buchten und die Catlins. Auch der Abel Tasman Nationalpark im Norden der Südinsel ist wunderschön und winkt mit seinen goldenen Buchten und türkisem Wasser. Dort kann man Tagestouren im Kajak machen und eine Tagestour ist wirklich 9 Stunden lang. Mit ein paar Freunden habe ich das letztes Jahr gemacht, und wir hatten wunderschönes Wetter und auch nicht allzu viel Wind, aber im Pazifik zu paddeln ist schon was anderes als auf der Alster, das war wirklich eine Herausforderung, was ich vorher irgendwie anders eingeschätzt hätte. Es hat super Spass gemacht, und wir sind mit Seehunden gepaddelt und haben die Kajaks zusammengebunden und ein Segel gespannt. Auf der Nordinsel empfehle ich Northland mit dem Cape Reinga und die Coromandel Halbinsel, da braucht man gar nicht mehr in die Karibik zu fahren.

Was möchten Sie unseren Lesern sonst noch zum Thema Neuseeland sagen?
Wenn ihr die Chance auf ein Work & Travel Jahr habt, dann nutzt sie und kommt nach Neuseeland. Dies ist das beste Land, solch ein Abenteuer zu unternehmen, weil es nicht zu groß ist und auf die Reisenden eingestellt ist. Diese Erfahrungen und Erlebnisse, die ihr in diesem einen Jahr sammelt, die kann euch keiner mehr nehmen. Ich habe auch einen Service bzw. ein Starter-Paket für Backpacker eröffnet, die für längere Zeit nach Neuseeland kommen, entweder zum Work & Travel oder auch nur als Tourist. Das sind die sogenannten "Kiwi-Introduction Days". Dieser Service ist günstiger und persönlicher als die Angebote der großen Organisationen. Ich betreue und begleite die Backpacker die ersten beiden Tage in Neuseeland und helfe Ihnen, den Bürokratie-Kram zu erledigen und sich an das Leben in Neuseeland zu gewöhnen. Außerdem versorge ich sie mit vielen Informationen (inkl. Lebenslauferstellung), die sie auf ihr Abenteuer in Neuseeland vorbereitet. Mehr dazu kann man auf meiner Webseite nachlesen: www.work-travel-nz.de

Vielen Dank für das Interview, Frau Günther!

Wenn ihr weitere Informationen rund um das Thema Auslandsaufenthalt und Work & Travel sucht, dann schaut auf Studentenpilot.de in die Rubrik Auslandsaufenthalte.